Scha l ber l la l ber, sine genere

@dogs.with.carrots! Hinterfragt sich der linksgrünveganversiffte Straßenköter eigentlich, wenn er Wörter über Wörter verliert und seine messages in die Echokammern des Metaversums pumpt? #Schaberlaber, das sich im Moment des Droppens versendet wie ein Photon aus der Zeit des Urknalls!

Zeit, ihm den Spiegel vorzuhalten und das Photon dorthin zurückzuschicken, wo es hergekommen ist. Verbaleinwurf: Was macht eigentlich das Universum, wenn das Photon wieder im Ursprung ankommt? Ist da dann nichts mehr? Photon voll lost? Implodiert das System?

Brobashing Ende. Was ist eigentlich #Schaberlaber! #Schaberlaber ist ein Sprachgebäck der 1980er Jahre, im Mundraum volumig wie eine mehrfachdaumendicke Dauerdonauwelle, zugleich horizontal zäh wie die Schulterpolster jener Zeit und hat es nicht einmal in den Duden oder in irgendein Wörterbuch der Jugendsprache geschafft. Ein Underdog des Sprachschatzes, semiotisch bestechend durch seinen wortinternen Binnenreim wie in seiner onomatopoetischen Semantik. Da kratzt der monotone Wortschwall des:der Senders:in an der Aufmerksamkeit und der Geduld des:der Empfängers:in und nähert sich Schicht für Schicht dem ungeschützten Weichteil des Geduldsfadens. #Schaberlaber schabert, labt und schlürft sich ran, und bei dem wohl weniger wohligen Geräusch rollen sich die Fußnägel hoch. Auch so eine Metapher aus dem Aerobic-Jahrzehnt.

#Schaberlaber kommt ungegendert daher, unisex und ohne Gendersternchen oder sonstigen Popanz, #FriedrichMerz wird das erleichtern*. #Schaberlaber als Kindskopfgeburt der Boomer bzw. der GenX, wer weiß das schon, war damit den endlosen Diskussionen ums Gendern schon immer weit voraus, bevor überhaupt jemand auf die Idee kam, gendernd zu diskutieren. Was Diskussionen wegen Genderns oder nicht nicht ihrer Relevanz beraubt!

A propos GenX! Auf der Suche nach der Bedeutung von #Schaberlaber schieben sich Formulierungen wie „Worte sind Schall und Rauch“ (meine Oma >>> Kriegsgeneration) oder „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern“ (Generation Golf bzw. GenY) ins Bewusstsein. Und welche Sprachkreation präsentiert die GenZ? Gar keine. Sie stopft sich die AirPods in die Gehörgänge und schmeißt nen Labercast an. Also genaugenommen, #Schaberlaber.

Auch wenn der Begriff nicht mehr stattfindet, #Schaberlaber tut es unbeirrt. Dabei feierte erst 2020 ein naher Verwandter fröhliche Urständ: Die Rede ist vom #Schabernack**, ausgekramt von CDU-Jungspund #PhilippAmthor, der – also der #Schabernack, nicht der #Amthor – es seit dem Rebirth nicht nur auf unzählige #Spreadshirts, sondern auch auf die Nominee List für das Jugendwort des Jahres geschafft hat. Wer hätte dem #Schabernack – und dem #Amthor – diese Karriere zugetraut!

Absolut kein #Schabernack: Dass der #PhilippAmthor vermutlich irgendwann mal Bundeskanzler wird. Bedauerlich, aber darauf muss sich das Land wohl vorbereiten. Denn auch wenn ihm seine peinlichen Auftritte in den sozialen Medien und anderswo zurzeit noch zu fragwürdiger Popularität verhelfen und die GenZ in dem Harry-Potter-Double die Steilvorlage für Memes, weniger das identitätstiftende Vorbild, entdeckt hat, mit zunehmendem Alter tun wir alle zunehmend Dinge, die wir uns nie zugetraut hätten, und da rückt dann der Philipp plötzlich als etwas Wählbares ins Gesichtsfeld. Wie gesagt, tragisch, aber realistisch.

Der Podcast ist das Format der Stunde. Für Stunden. Für gewisse Stunden. Und für alle anderen auch. Wobei sich der #Labercast besonderer Beliebtheit erfreut. Während sich der #Labercast #Schaberlaber als Inhalt wie Format qua definitionem bewusst auferlegt hat, obwohl er nichts anderes ist als eine digitale Radiosendung ohne Radio, die zudem ohne regenerative musikalische Einspieler auskommt, von daher auch den Anspruch an die Informativität eher niedrig ansetzt, um den:die Hörer:in nicht zu überfordern, ganz anders als den Unterhaltungswert, also während der #Labercast gar nicht erst versucht, Niveau im Sinne von hoch zu erreichen, haben Dok- und Feature-Casts schon eher diesen Anspruch. Manchmal unterlaufen sie ihn jedoch selbst, wenn sie sich, Beispiel!, angelegt auf acht Folgen, ab der Mitte von Folge 7 im #Schaberlaber verlieren. Wenn auf acht angelegt, dann sollen doch bitte auch acht Folgen produziert werden, auch wenn es nichts mehr zu sagen gibt, aber da der Mensch murmelnde Geräuschkulissen bekanntermaßen wertschätzt, weil sie ihm das Gefühl geben, nicht allein zu sein im real existierenden wie im Universum von 0 und 1, schaden acht Folgen nicht, und da wir alle sowieso kaum noch etwas zu Ende gucken oder hören, kommt es auch nicht mehr darauf an.

Übrigens werden hier gerade die Sätze wie die Absätze länger und deshalb merke: #Schaberlaber findet statt. Immer. Überall.

#TheHellHole: Du fährst in Lüdenscheid die Talstraße runter und das Asshole, das dir entgegenkommt, fährt ungebremst das Eichhörnchen platt, das ihm in dieser Sekunde vor die Stoßstange hǘpft. Du siehst noch den Schwanz zucken. Den vom Eichhörnchen. Den von dem Wichser siehst du nicht, aber er zuckt vermutlich auch, weil Eichhörnchen Plattfahren muss für Creeps das Ende der Fahnenstange der Endgeilheit sein.

Du bist schon vorbei im Moment des Geschehens, und für alle ist ab sofort wieder alles wie immer. Nur für das Eichhörnchen nicht. Du fährst weiter zu der Party, auf der du eingeladen bist, umarmst das Geburtstagskind, gibst dein Geschenk ab, machst #Schaberlaber mit den Gäst:innen. Während du verbalen Fallout produzierst, stresst dich dein Gewissen mit Einwürfen, weil auch du nicht angehalten hast, um dich zu kümmern. Aber du schiebst das Gewissen zurück in die hinterste Ecke deines Eierkopfes, denn sonst müsstest du vor die Gäst:innen und den Gastgeber treten und sagen: „Ey, Leute, ihr feiert hier on the edge of tomorrow, doch das Elend ist dort draußen und es kümmert euch nicht. Unser aller Selbstsucht ist verachtenswert. Amen.“

Nach anderthalb Stunden schleichst du dich aus der Veranstaltung weg, weil deine Welt von dieser Welt durch eine bodenlose Kluft getrennt ist. Du fährst die Talstraße wieder rauf und das Eichhörnchen liegt immer noch auf der Straße. Nur zuckt jetzt kein Schwanz mehr.

*#Merzmail 152 vom 03.06.2023: https://www.friedrich-merz.de/merzmail/merzmail-152/: „Mit jeder gegenderten Nachrichtensendung gehen ein paar hundert Stimmen mehr zur AfD.“

**https://www.youtube.com/watch?v=8fYzpK2QqrY&t=2s

Sophisticated Emu

Genderhinweis: Grundsätzlich sind sämtliche Geschlechter (m/w/d) mitgemeint, auch wenn nur die männliche, weibliche oder neutrale sprachliche Form verwendet wird.